Ezra saß einmal mehr in einem Krankenhausbett, begleitet von dem ständigen Piepsen des EKGs, was er aber selbst schon gar nicht mehr richtig wahrnahm. Man blendete es irgendwann aus, wie zum Beispiel den Straßenlärm draußen oder die Sirenen der Krankenwagen, die einfuhren und irgendwelche neuen Patienten brachten. Manchmal hörte er den Rettungshubschrauber. Vielleicht, weil man den nicht allzuoft hörte. Er lag selbst mal in einem, als er auf die Idee gekommen War, doch mal einen Urlaub mitten im nirgendwo zu machen. Wenig Keime, wenig Hektik, wenig Menschen. An sich keine so dumme Idee, doch hatte er den Weg zu deM Bungalow unterschätzt und die Ärzte bestanden drauf, ihn in das Krankenhaus mitzunehmen, wenn sie nun einmal zu ihm geflogen waren. Nunja, so war sein Urlaub vorbei, bevor er überhaupt im Bungalow angekommen war.
Und nun saß er wieder hier - bereits das vierte Mal dieses Jahr. Er machte 100 rote Kreuze, wenn die Grippezeit vorbei war. Er sah auf den Kalender. Er war den vierten Tag hier und langsam ging es bergauf. Er bekam wieder besser Luft und das Fieber ging scheinbar auch wieder langsam zurück. Er konnte ja nicht einfach etwas Husten und ein bisschen Fieber haben. Er musste ja immer gleich bei über 40 Grad landen und halb erstickt in der Wohnung herumliegen. Da ließ er den Krankenwagen kommen und kam dann nichtmal allein bis zum Fahrstuhl. Mittlerweile kannten die Sanitäter ihn und holten ihn direkt an der Haustür ab. Eine Tasche mit Sachen hatte er immer gepackt und griffbereit neben der Wohnungstür stehen. Nunja, so war er wieder einmal hier gelandet und hatte die ersten drei zwei Tage kaum so richtig mitbekommen. Erst gestern Abend war er mal wieder richtig da. Er hatte den Mundschutz drangehabt und seine Hände ständig desinfiziert, aber trotzdem war es immer ein Risiko U-Bahn zu fahren, selbst außerhalb der Stoßzeiten, aber was sollte er machen? Er hatte das System bei dem Kunden einrichten müssen. Und dort hatte er wieder auf den Mundschutz verzichten müssen. Vielleicht war es die Empfangsdame, der Chef oder der Administrator, die krank gewesen waren. Er wusste es nicht. Fakt war, dass er vor nächste Woche Freitag hier wohl nicht rauskam. Er sollte sich hier langsam wohnlich einrichten. Eine bequeme Couch, ein Bücherregal,... Er würde sich das Zimmer schon herrichten. Und die Geräte würden nicht piepen, sondern Lieder im Takt des Herzschlages spielen. Das wäre was.
Ezra wandte sich wieder dem Notebook zu, als auch schon der erwartete Anruf kam. Ein Kunde, für den er vor fünf Tagen die Softwareverbesserung gemacht hatte. Offenbar waren die Mitarbeiter zu doof dafür. Da setzte er sich drei Wochen hin und machte das Programm wirklich idiotensicher und dann musste er doch nochmal dorthin.
Die Tür öffnete sich und er bedeutete, kurz zu warten.
"Wir verbleiben jetzt beim übernächsten Dienstag zehn Uhr", meinte er, verabschiedete sich und legte auf.
Er hasste solche Schulungen, wenn er dann mit zig Leuten in einem Raum war und das ohne Mundschutz. Mit verstand man ihn schlecht, zumal die wenigsten Kunden Verständnis dafür hatten, also trug er keine. Er hatte auch Rechnungen zu zahlen. Also wird er wohl in drei Wochen wieder hier sein. Alles andere würde ihn wundern. Im Sommer war es besser, da blieb er manchmal zwei oder sogar ganze drei Monate dem Krankenhaus fern, bis dann der Herbst und damit die Grippezeit wieder kam.
"Guten Morgen", grüßte er dann Lia freundlich. Er war schon so oft hier, dass sie irgendwann bei den Gesichtern, die er fast täglich sah, beim Vornamen nannte. Lia war nahezu immer für ihn verantwortlich. Er mochte es nicht jedes Mal neue Ärzte und Schwestern zu haben und alles neu erklären zu müssen, deshalb waren bevorzugt dieselben für ihn eingeteilt, wenn sie denn hier waren. Er beorderte niemanden aus dem Urlaub hierher, nur weil er hier war.
Jetzt war gerade Zeit der Visite und da es schon nach zehn war und sein Zimmer am Ende des Ganges war, war er wohl der Letzte. Das war immer ganz gut, denn so gab es keinen Zeitdruck und hin und wieder konnte man so noch kurz plaudern.
@Lia